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Die Bibliothek ist allen Forschenden der antiken Rechte zugänglich. Zu beachten ist allerdings die Nutzungsordnung (PDF, 67 KB) / Terms of use
Die Bibliothek des Lehrstuhls Alonso ist eine Präsenzbibliothek mit einem Schwerpunkt in der juristischen Papyrologie, die mehr als 2000 Werke zum griechischen, römischen, ägyptischen und mesopotamischen Recht umfasst. Neben zahlreichen Hilfsmitteln finden sich eine Vielzahl an Quellen, insbesondere Papyrus- und Ostrakaeditionen in der Bibliothek.
Ein Grossteil der Bücher der Lehrstuhlbibliothek stammt aus dem Nachlass von Joseph Mélèze Modrzejewski (1930–2017) und aus der Privatbibliothek von Hans-Albert Rupprecht (1938–2024). Hiermit sind Bestände zweier bedeutender Papyrologen in der Bibliothek vereint, deren Erkenntnisse die juristische Papyrologie und antike Rechtsgeschichte in vielfältiger Weise prägten und weiterhin prägen.
Der in Polen geborene Joseph Mélèze Modrzejewski studierte zunächst Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Warschau und erhielt dort eine Stelle als Assistent und Hilfsprofessor in Geschichte. Nach seiner ersten Doktorarbeit in den „Historischen Wissenschaften“ führte er sein Studium in Paris und Nancy fort. An der juristischen Fakultät in Paris promovierte er 1970 zum Docteur d’État. 1976 erlangte er den Dr. phil. an der Universität Paris I Panthéon – Sorbonne. Zwei Jahre später erhielt er dortselbst die Professur für Geschichte des Altertums, nachdem er bereits 1972 an der École Pratique des Hautes Études zum Direktor der Studiengänge Papyrologie und Antike Rechtsgeschichte ernannt worden war.
Gemeinsam mit Hans Julius Wolff gelang es Mélèze Modrzejewski eine Brücke zu bauen zwischen der Generation von Wissenschaftlern, die noch unter Ludwig Mitteis gelernt hatten (z.B. Joseph Partsch und Raphael Taubenschlag) und der heutigen Generation von Papyrologen. Die von ihnen geschaffene Tradition, die einen besonderen Schwerpunkt auf Interdisziplinarität legt, ermöglicht facettenreiche Betrachtungsweisen bei der Untersuchung von Papyri und bereichert noch heute unsere wissenschaftliche Arbeit.
Mélèze Modrzejewskis wissenschaftliches Œuvre wird in der Bandbreite seiner annähernd 400 Publikationen deutlich. Ähnlich wie Wolff behandelte er die griechische Rechtsgeschichte in all ihren Facetten. Er befasste sich nicht nur mit Rechtspluralismus und den einzelnen Rechtstraditionen im hellenistischen Ägypten, sondern auch mit Familienrecht, Grundeigentum und Sklaverei in der antiken Welt.
Seine wissenschaftliche Expertise wurde von zahlreichen Institutionen geschätzt und ihm wurden verschiedenen Mitgliedschaften zuteil: Unter anderem war Mélèze Modrzejewski korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Hebräischen Universität Jerusalem. 2002 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Athen und 2010 diejenige der Universität Warschau.
Hans-Albert Rupprecht war ein deutscher Papyrologe, der von 1957 bis 1962 an den Universitäten München und Erlangen Rechtswissenschaften studierte. 1965 promovierte er mit dem Thema „Untersuchungen zum Darlehen im Recht der graeco-aegyptischen Papyri in der Ptolemäerzeit“ zum Dr. iur. an der Universität München. Vier Jahre später folgte die Habilitation zum Thema „Quittung im Recht der graeco-ägyptischen Papyri“. Noch im selben Jahr erhielt Rupprecht eine Professur für Papyrusforschung an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Marburg, die er bis zu seiner Emeritierung 2006 innehatte.
Mit seinen Forschungen trug Rupprecht, nach dem Tod Hans Julius Wolffs (1902–1983), jahrzehntelang einen wesentlichen Anteil am Erhalt der Disziplin bei. Im deutschsprachigen Raum war er mit seinem Lehrstuhl der einzige Vertreter der juristischen Papyrologie. Durch sein Zutun stehen heutigen Papyrologen und mit Papyri arbeitenden Forschern wertvolle Handapparate zur Verfügung: Rupprecht gab nicht nur die „Berichtigungsliste der griechischen Papyri aus Ägypten“ (BL) heraus, sondern auch das „Sammelbuch griechischer Urkunden aus Aegypten“ (SB) und förderte hierdurch die systematische Erforschung von Papyri.
Von 1989 bis 1995 war Rupprecht Präsident der Association Internationale de Papyrologues, die mit ihren wiederkehrenden Kongressen einen wichtigen Anteil an der internationalen und interdisziplinären Vernetzung von Papyrologen hat. Seit 2001 war er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und engagierte sich dort lange Zeit im von 1950 bis 2017 laufenden Projekt „Forschungen zur antiken Sklaverei“.
Rupprechts Beiträge zur Papyrologie decken eine grosse Bandbreite an Themen ab, die sich vermehrt mit juristischen Fragen der Papyrologie beschäftigen. In der Tradition von Wolff widmete er sich der antiken Rechtsgeschichte, dem griechischen Recht sowie dem hellenistischen und römischen Ägypten. Zusammen mit Heinz Heinen et al. veröffentlichte er auch noch nach seiner Emeritierung das „Handwörterbuch der antiken Sklaverei“ (2017). Seine „Kleine Einführung in die Papyruskunde“ ist längst zum Standardwerk bei der Unterweisung des papyrologischen Nachwuchses geworden.