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Rechtswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Alonso

Proseminar Antike Rechtsgeschichte: Das Babatha-Archiv vom Toten Meer

(Vst.-Nr. 0253)

Titel
Proseminar Antike Rechtsgeschichte
Dozierende Prof. Dr. iur. José Luis Alonso & Mareike-Beatrice Stanke
Beschreibung

Wir befinden uns zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. Ganz Judäa ist von Römern besetzt. Ganz Judäa? Nein! In einer kleinen Gegend am Toten Meer erhob sich ein Kämpfer für die Freiheit der jüdischen Bevölkerung – Bar Kochba. Dieser Aufstand beeinflusste nicht nur das Leben der Kämpfer, sondern auch das normaler, unbeteiligter Ansässiger dieser Region.
Eine dieser Ansässigen war eine Frau namens Babatha. In einer Höhle, der sogenannten „Cave of Letters“ wurden Dokumente von ihr gefunden, die sich mit rechtlichen Belangen rund um Ehe, Vormundschaft und Eigentum befassen. Aus den Papyri lässt sich erkennen, dass Babatha mit Personen aus ihrem nahen Umfeld im Konflikt war: Gegen die Vormünder ihres Sohnes ging sie vor, da diese laut Babatha ihrem Sohn zu wenig Unterhalt zahlten. Darüber hinaus stritt sie sich um Besitztümer ihres verstorbenen Mannes mit dessen Verwandten.
Um die Streitigkeiten beizulegen, musste Babatha sich in der für sie neuen, römischen Verwaltungsrealität orientieren. Hinzu kam, dass sie in einer Region lebte, in der verschiedene Kulturen mit unterschiedlichen Rechtspraktiken und Sitten auszumachen sind. Dementsprechend sind in den Papyri sowohl römische als auch jüdische und hellenistische Einflüsse feststellbar.
Wie die Rechtskonflikte ausgingen und welche Partei gewann, lässt sich heute kaum rekonstruieren. Die Papyri wurden in einer Höhle gefunden, zusammen mit 20 menschlichen Skeletten. Der Bar Kochba-Aufstand hatte seine Opfer gefordert, was uns jedoch einen Einblick in eine faszinierende Zeit ermöglicht mit Menschen, die uns mit ihren Problemen doch gar nicht so fremd sind.
Im Proseminar soll unter anderem den Fragen nachgegangen werden, wie Recht in einer neu formierten Provinz des Römischen Reiches gesprochen – und von der Bevölkerung angewendet – wurde, wie die rechtliche Alltagspraxis einer kulturell heterogenen Gesellschaft aussah und welche Unterschiede sich zu den in den Digesten überlieferten Rechtssätzen finden lassen.

Lernziele
  • Sachkenntnis des Proseminarstoffs
  • Entwicklung des wissenschaftlichen, quellenbasierten Arbeitens in der Rechtsgeschichte
  • Akademisches Schreiben
  • Stärkung der Rede- und Vortragskompetenzen
Leistungsnachweis
  • Kurzvortrag mit anschliessender Diskussion

  • Aktive Teilnahme

  • Lektüre gemäss Plan

  • Eine Proseminararbeit von 8 bis 10 Seiten entsprechend 20.000–25.000 Zeichen (die Literaturliste ist hierbei nicht mitgerechnet) zu einem selbstgewählten Thema aus dem Themenbereich des Moduls. Wir empfehlen das Verfassen der Arbeit zum Vortragsthema. Hinweise zu Zitierweise und dem Verfassen von Arbeit generell finden Sie hier (PDF, 91 KB).

Termin
Montag 18.09.:  16:15–18.00 Uhr
Ab 06.10.: Freitags 16:15–18:00 Uhr (unregelmässig)
Sprechstunde

freitags n.V.
Obligatorisch ist jeweils die Vor- und Nachbesprechung des eigenen Vortrags.

Modul Siehe
 
Vorlesungsplan:
Datum
Thema
Mo., 18.09.2023
Raum: SOF-E-17

Babathas Schicksal

Fr., 06.10.2023
Raum: KOL-H-309

1. Propädeutik und Quellenkunde

2. Rechtspluralismus

Fr., 20.10.2023
Raum: KOL-H-309

Jüdisches Leben in hellenistisch-römischer Zeit

Fr., 03.11.2023
Raum: KOL-H-309

Ehe und Erbrecht

Fr., 17.11.2023
Raum: KOL-H-309
Vermögensrecht
Fr., 08.12.2023
Raum: KOL-H-321

Vormundschaft

Fr., 15.12.2023
Raum: KOL-H-309
Rück- und Ausblick