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Rechtswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Alonso

HS24: Erbschaft und Familie in der griechischen Welt

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(Vst.-Nr. 4885)

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Beschreibung

Die uns überlieferten Quellen für die altgriechische Rechtskultur spannen einen imposanten Bogen über fünfzehn Jahrhunderte, vom 8. Jh. v. Chr., der Zeit von Homer und Hesiod, bis zu den arabischen Eroberungen im 7. Jh. n. Chr. Geografisch hatte die Expansion der griechischen Welt bereits im 8. Jahrhundert durch die Gründung von Kolonien begonnen. Der griechische Einflussbereich erstreckte sich vor allem auf die Inseln des östlichen Mittelmeers, Kleinasien (die heutige Türkei) sowie auf Sizilien und Süditalien, die so stark von Griechen besiedelt waren, dass sie von den Römern als Magna Graecia, «das grosse Griechenland», bezeichnet wurden. Diese Ausdehnung der griechischen Welt gipfelte in den Eroberungen von Alexander dem Grossen. Nach seinem Tod blieb der gesamte östliche Mittelmeerraum jahrhundertelang griechisch geprägt, in Kultur und Sprache. Das änderte sich auch nicht, als die nach seinem Tod gegründeten hellenistischen Königreiche eines nach dem anderen unter römische Herrschaft fielen und damit Teil des Römischen Reiches wurden. Zusammen mit der Kultur und der Sprache blieb somit auch die griechische Rechtstradition bis zur arabischen Eroberung die dominierende Rechtskultur im östlichen Mittelmeerraum.

Es ist diese spätere griechische Rechtskultur des Hellenismus und des Oströmischen Reiches, die wir dank tausender Papyri, die uns im trockenen Sand Ägyptens und in geringerem Masse im Nahen Osten erhalten geblieben sind, am ausführlichsten kennen. Das Seminar wird dieses Quellenmaterial in Bezug auf Fragen zum Familien- und Erbrecht untersuchen. Von allen Rechtsgebieten sind diese am unmittelbarsten von den gesellschaftlichen Sitten beeinflusst und daher am stärksten durch kulturelle Eigenheiten geprägt. Es ist daher ein gutes Gebiet, um zu erforschen, wie sich die griechische Rechtstradition durch ihre Einbindung in die weitere hellenistische und römische Welt unter zunehmenden äusseren Einflüssen entwickelt hat: in Ägypten insbesondere in der einheimischen ägyptischen Tradition und später innerhalb der römischen Verwaltung. Auch wenn die griechische Rechtskultur solchen äusseren Einflüssen gegenüber nicht immun war, blieb sie prägend genug, um sogar die universelle Einräumung des römischen Bürgerrechts an die gesamte freie Bevölkerung des Reiches im Jahr 212 n. Chr. zu überdauern. Das Seminar wird auch einen Blick in fernere Vergangenheit werfen und die Wurzeln der griechischen Tradition des Erb- und Familienrechts in den berühmten Gesetzen von Gortyn, in den Werken der attischen Redner und in den übrigen dokumentarischen und literarischen Quellen erforschen, welche die Welt der klassischen griechischen Poleis illustrieren und in denen der Stolz jeder Stadt auf die eigene Gesetzgebung widergespiegelt ist.

 

Themenliste:

Thema 1: Erbrecht nach der Grossen Inschrift von Gortyn

Thema 2: Die «natürliche» Vererbung: Intestaterbe in Athen

Thema 3: Die Erbin im griechischen Recht

Thema 4: Die Witwe im griechischen Recht

Thema 5: Das altgriechische Testament

Thema 6: Das hellenistische Testament

Thema 7: Die Vermögensstellung der Ehefrau und der Ehekinder im altägyptischen Recht

Thema 8: Familienrechtliche Veräusserungsbeschränkungen in den Papyri

Thema 9: Bis dass der Tod uns scheidet: Erbrechtliche Vereinbarungen in Eheverträgen

Thema 10: Ein ungelöstes Rätsel: «Geschriebene» und «ungeschriebene» Ehe im römischen Ägypten

Thema 11: Ehe- und familienrechtliche Praxis nach 212 n. Chr.

Thema 12: Testamentsrecht und Praxis nach 212 n. Chr.

 

Leistungsnachweis:

Das Seminar steht sowohl Bachelor- als auch Masterstudierenden offen. Bachelorarbeiten werden mit 6 ECTS gewürdigt und müssen ca. 25 Seiten (reiner Textteil) umfassen. Masterarbeiten können seit der Studienreform nur noch im Umfang von 12 ECTS verfasst werden, was einer Arbeit von ca. 40 Seiten (Textteil) entspricht.
 
Datum
Vorbesprechung: 12. April 2024 um 12.15 Uhr; via Zoom (Link im Merkblatt)

Informationsveranstaltung: 3. Mai 2024 um 12.15 Uhr; via Zoom (Link im Merkblatt)
 
Seminar: 15. und 16. November 2024; Zürich
Teilnahme und Info
Zum Vorgang und für weitere Informationen beachten Sie bitte unbedingt die Angaben hier im: Merkblatt (PDF, 657 KB)
 
Die Anmeldung läuft direkt über das Anmeldetool der RWF. Bei inhaltlichen Fragen können Sie uns gerne via E-Mail erreichen: lst.alonso@ius.uzh.ch