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Das Seminar beschäftigt sich mit spezifischen Verbrechen, die massenhafte und schwerste Rechtsgutsverletzungen bedeuten. Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind – sowohl im nationalen Strafrecht als auch im internationalen Recht – nach 1945 zu spezifischen Straftatbeständen entwickelt worden, um eine Antwort auf diese Verbrechen zu bilden. Sie sind gleichzeitig Menetekel der Zivilisation der Moderne. Sie zeigen, dass auch in der Gegenwart Grundprinzipien von Ethik und Recht keineswegs gesichert sind. Sie werfen gleichzeitig die Frage auf, wie man mit solchen Verbrechen rechtlich umgehen sollte. Es hat sich auch eine gewisse Praxis des rechtlichen Umgangs mit diesen Verbrechen etabliert. Diese Entwicklungen sind seit ihrem Beginn aber auch kritisch begleitet worden. Dabei wird insbesondere die Frage gestellt, ob Strafrecht das richtige Mittel des Umgangs mit diesen Verbrechen sei oder andere Mittel gewählt werden müssten. Auch die konkrete Fassung der Straftatbestände steht ebenso zur Debatte wie die Frage, ob sie womöglich erweitert werden müssten, um neuen Herausforderungen zu begegnen – brauchen wir etwa einen Rechtsbegriff des «Ökozids»?
Das Seminar wird sich mit verschiedenen Aspekten des Themas beschäftigen. Dazu zählt zunächst die exemplarische Erinnerung an die Realgeschichte der untersuchten Verbrechen. In der Diskussion werden die Verbrechen mit dem philosophischen Begriff des «radikal Bösen» assoziiert. Immanuel Kant und Hannah Arendt haben dies auf je eigene Weise im Rahmen der praktischen Philosophie und politischen Theorie genauer reflektiert. Diese Problematik und die der differenzierten Auseinandersetzung mit der rechtlichen Reaktion auf diese Verbrechen bilden weitere Kernaspekte des Seminars.
Die Taten, die rechtlich als Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gefasst werden, werfen immer wieder aufs Neue das Problem ihrer Ursachen und Gründe auf: Um besser zu verstehen, wie diese Probleme gelöst werden könnten, ist die Literatur eine wichtige Ressource. Sie enthält bedeutende Versuche, die Reichweite unseres Verständnisses zu erweitern, das in die unzugänglichen Bereiche menschlicher Existenz als Individuum und gesellschaftliches Wesen vorzudringen versucht, in denen diese Untaten ausgebrütet werden. Zentrale Werke der Weltliteratur sollen deshalb analysiert werden, um die Fragen wenigstens in Ansätzen zu beantworten: Wie war dies möglich? Warum ist es immer wieder möglich?
Das Seminar wird zusammen mit Prof. Mordechai Kremnitzer (Hebrew University, Jerusalem; Israel Democracy Institute) und
Lukas Bärfuss unterrichtet. Prof. Kremnitzer ist ein international hochangesehener Strafrechtsexperte. Lukas Bärfuss ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Autoren.
Die Seminarsprachen sind deutsch und englisch.
Mögliche Themen schliessen die Folgenden ein:
Teil A: Recht
Teil B: Literatur
Im Laufe des Semesters wird eine Vorbesprechung des Seminars durchgeführt. Die Themen werden in besagter Vorbesprechung nach Vergabe der Seminarplätze aufgrund der Präferenzen der Studierenden bestimmt. Bei Fragen melden Sie sich bitte per Mail (adressiert an lst.mahlmann@rwi.uzh.ch). Das Seminar steht Bachelor- und Masterstudierenden offen.