Navigation auf uzh.ch

Suche

Rechtswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Mahlmann

Herbstsemester 2020

Seminar: Recht und Literatur

Recht ist ein wesentliches Element der menschlichen Kultur. Um Recht wird gekämpft, auf Recht wird gehofft, Recht ist häufig der Diener von illegitimer politischer Macht und fordert diese Macht immer wieder im Namen von Freiheit und Gerechtigkeit heraus.

Es überrascht deshalb nicht, dass Recht ein wichtiger Gegenstand der Literatur ist – grosse Werke der Weltliteratur von Antigone bis Kafkas Prozess handeln vom Recht. Die Reflexionen über Recht in der Literatur liefern einige der grundlegendsten Fragen und Einsichten des Nachdenkens über Recht. Literatur ist aber auch für das Recht wichtig, wenn in ihr nicht vom Recht die Rede ist: Die Literatur ist einer jener Orte, an denen die kulturellen und ethischen Grundlagen von Recht immer wieder neu gelegt werden. Offensichtlich ist das für Gerechtigkeits- und Ungerechtigkeitsideen, für Menschenrechte, Freiheit und Würde, aber auch für sperrigere Begriffe wie dem des Rechtsstaats oder für die politische Idee der Demokratie. Umgekehrt kann aber auch die Literatur aus dem Recht Orientierung gewinnen. Das Gute und Gerechte sind keine ästhetischen Kategorien, ohne Orientierung an Gerechtigkeit und Würde verliert aber auch die Literatur den Boden auf dem sie steht.

Wir leben in einer Zeit grundlegender Herausforderungen an die politische Ordnung des demokratischen Verfassungsstaates. Eine Vergewisserung der kulturellen und ethischen Grundlagen von Recht ist deshalb von grosser Bedeutung: Sich auf einen Rechtsstaat, einen Verfassungsstaat, auf Demokratie und Menschenrechte in Form positiven Rechts einzulassen, ist selbst schon eine ethische Position, nicht zuletzt, weil die Form des Rechts den Zweck hat, Gerechtigkeit, Autonomie und Menschenrechte für alle zu garantieren.

Das Seminar wird sich deshalb Texten zuwenden, in denen das Recht Gegenstand ist und solchen, in denen es um Grundideen einer Rechtszivilisation geht. Es wird zusammen mit Lukas Bärfuss, Träger des Büchner Preises 2019, des wichtigsten Preises der deutschsprachigen Literatur, unterrichtet (www.lukasbaerfuss.ch).

Lukas Bärfuss. Foto: Claudia Herzog

Die Vergabe der Seminarplätze erfolgt auf Grundlage eines kurzen Motivationsschreibens. Sie erfolgt umgehend. Im Laufe des Semesters wird eine Vorbesprechung des Seminars durchgeführt. Bei Interesse melden Sie sich bitte per Mail (adressiert an lst.mahlmann@rwi.uzh.ch und pascal.meier@rwi.uzh.ch) mit einem Motivationsschreiben und nennen Sie drei thematische Präferenzen.

Datum und Ort: 12., 13. und 14. November 2020 in Zürich

Seminarankündigung Recht und Literatur (Bärfuss) (PDF, 206 KB)

Seminar: Verbrechen, Grundrechte und die Grundlagen des Rechts – neue Perspektiven aus Psychologie, Behavioural Economics und Neurowissenschaften?

Das Seminar wird der Frage nachgehen, ob Psychologie, Behavioural Economics und Neurowissenschaften der Gegenwart neue Perspektive auf Grundlagenfragen verschiedener Rechtsgebiete, insbesondere des Strafrechts und der Grundrechte werfen. Das Verhältnis von Strafrecht und Psychologie bildet dabei ein klassisches Thema der grundsätzlichen Auseinandersetzung mit Strafrecht und seinen Wurzeln. In den letzten Jahren ist eine lebhafte Diskussion entstanden, ob die modernen Neurowissenschaften eine Neukonzipierung der Grundlagen von Strafrecht nötig machen. In jüngster Zeit sind auch Grund- und Menschenrechte aus dieser Perspektive einflussreich beleuchtet worden. Die Ansätze von Behavioural Economics and Law enthalten substantielle Thesen zu psychologischen Grundlagen von Normen und Recht.

Das Seminar will vor diesem Hintergrund das Verhältnis von Recht, Grundrechten, Psychologie, Behavioral Economics und Neurowissenschaften kritisch durchdenken. Dazu werden Grundlagefragen des Strafrechts, öffentlichen Rechts und Privatrechts aufgegriffen, um zu klären, ob überhaupt und, wenn ja, in welcher Weise die Erkenntnisse der modernen psychologischen, verhaltensökonomischen und neurowissenschaftlichen Forschung die Neujustierung von Grundprinzipien des Rechts nötig machen.

Das Seminar wird zusammen mit Prof. Stephen J. Morse (University of Pennsylvania Law School) unterrichtet. Er ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich von Recht, Psychologie und Neurowissenschaften.

Stephen Morse. Foto: PennLaw

Die Vergabe der Seminarplätze erfolgt auf Grundlage eines kurzen Motivationsschreibens. Sie erfolgt umgehend. Die Seminarsprachen sind deutsch und englisch. Im Laufe des Semesters wird eine Vorbesprechung des Seminars durchgeführt. Bei Interesse melden Sie sich bitte per Mail (adressiert an lst.mahlmann@rwi.uzh.ch und nebojsa.mijatovic@rwi.uzh.ch) mit einem Motivationsschreiben und nennen Sie drei thematische Präferenzen.

Datum und Ort: nach Ankündigung

Seminarankündigung Recht und Psychologie (Morse) (PDF, 216 KB)

https://www.law.upenn.edu/cf/faculty/smorse/