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Rechtswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Mahlmann

Herbstsemester 2023

Krieg, Klima, Demokratieverfall – Grundrechte in den Krisen der Gegenwart

 

Wir leben in Zeiten verschiedener, sich überlappender, sehr bedrohlicher Krisen. Drei Beispiele seien dazu genannt: Der Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine hat den Krieg zurück nach Europa gebracht. Die seit mehr als einem Jahr andauernden Kampfhandlungen zeigen die Fragilität der politischen und rechtlichen Friedensordnungen ebenso wie ihre existentielle Bedeutung. Der Klimawandel formt eines der bedeutendsten politischen Probleme, die die Menschheit je zu bewältigen hatte. In verschiedenen Staaten und von diversen politischen Kräften wird die Idee der Demokratie und ihre Institutionalisierung angegriffen, mit durchaus beträchtlichem Erfolg auch an Wahlurnen. Weitere Probleme können genannt werden, von globalen Einkommensungleichheiten, die auch ökonomisch kontraproduktiv werden bis hin zu Fragen der Migration und ihren verschiedenen Tragödien.

Vor diesem Hintergrund muss man fragen: Welche Bedeutung haben Grund- und Menschenrechte in dieser Lage? Diese Frage hat eine praktische Dimension: Welche Rolle können konkrete Grund- und Menschenrechte dabei spielen, diese Krisen zu bewältigen? Kann ein menschenrechtlich interpretiertes, humanitäres Völkerrecht z.B. die Herausforderungen neuer Kriege verringern, können (neue) subjektive Rechte dazu beitragen, das Problem des Klimaschutzes anzugehen oder politische Rechte demokratische Institutionen, Strukturen und entsprechenden Lebenswelten gegen Angriffe sichern?

Die Frage nach der Bedeutung von Grund- und Menschenrechten hat aber auch eine prinzipielle Dimension, denn die weltweite politische Krise geht auch mit einer Legitimationskrise der Menschenrechte einher. Diverse Strömungen der akademischen und politischen Reflexion stellen die Idee der Grund- und Menschenrechte grundsätzlich in Frage. Die Kritik stammt aus historischen Analysen, legitimationstheoretischen Überlegungen und neuerdings auch neurowissenschaftlichen und moralpsychologischen Blickwinkeln.

Das Seminar versucht, diese Problematiken anwendungsorientiert, praktisch, aber auch grundsätzlich zu reflektieren. Dabei werden insbesondere drei Themenblöcke eine Rolle spielen, in denen jeweils praktische Anwendungsdimensionen der grundsätzlichen Fragestellung ebenfalls ausgelotet werden sollen:

  1. Geschichte der Menschenrechte
    1. Subjektive Rechte in indigenen Gesellschaften
    2. Naturrechtstradition und Menschenrechtsidee
    3. Die Entstehung der International Bill of Human Rights
    4. Subjektive Rechte im Spiegel der Kunst
  2. Legitimationstheorie
    1. Begründungstheorien der Menschenrechte in historischer Perspektive
    2. Begründungstheorien der Menschenrechte der Gegenwart
    3. Kritiken der Grund- und Menschenrechtsidee
    4. Menschenrechte und Menschenwürde
  3. Psychologie, Neurowissenschaften und Menschenrechtsidee
    1. Rechte und die ökonomische Analyse des Rechts
    2. Moral und Psychologie
    3. Rechte in Psychologie und Neurowissenschaften

Das Seminar wird zusammen mit Prof. Dr. Christopher McCrudden, Queen’s University Belfast und University of Michigan Law School, einer führenden Stimme der internationalen Menschenrechtsdiskussion, als Blockseminar durchgeführt.

Die Seminarsprachen sind deutsch und englisch. Bachelor- und Masterarbeiten können in beiden Sprachen eingereicht werden.

Eine Vorbesprechung wird im Frühjahrssemester 2023 durchgeführt. Die Seminarteilnehmenden werden dazu per Mail eingeladen werden. Relevante Daten zum Seminar (Abgabefrist für Bachelor- und Masterarbeiten, genaue Seminardaten etc.) sowie Angaben zum genauen Durchführungsort werden an dieser Vorbesprechung kommuniziert werden. Die Themen werden ebenfalls an besagter Vorbesprechung – auf Grundlage der jeweiligen Präferenzen der Studierenden – verteilt werden.

Kontakt: lst.mahlmann@rwi.uzh.ch

Seminarankündigung (PDF, 123 KB)